Rezensionen und Texte

Seine Bilder, die meisten, kommen aus einer Landschaft, die seine Malerheimat geworden ist, westlich und nordwestlich von Berlin: weit hingestreckte Felder, Wasser und Wald, der Himmel darüber grenzenlos, und hinter dem Horizont jedesmal wieder das Baumspalier hundertjähriger Alleen.
Eine Landschaft, die noch Ruhe verspricht, still in Ihrer Beharrlichkeit, und so auch dem Wesen des Malers verwandt, der hier vor allem unterwegs ist, im Alltäglichen das Besondere sieht: den alten Schafstall, den Schlehdorn am Wegrand, bevor sie vielleicht dem Zeitfraß oder einem Super-Center weichen müssen. Auch die Alleen sind gefährdet, und Autowracks und leergeholzte Obstplantagen künden längst von unbedenklicher Verödung. Alles zu finden in Wolfgang Wegeners Bildern, schon immer übrigens so, gleichwertig neben Staudenrabatten, Havelschiffen, Anglern auf dem Eis.

Es sind Bilder mit Seele, die er malt, in eher spröden Farben. Nichts drängt sich da nach vorn, nur das Licht darf mehr: Verheißung hinter Wolkengespinst, verlorener Glanz überm Wasser, und der Kirschbaum im Frühling darf strahlen wie ein Blütenballon, der aufsteigen will in die Lüfte. Nach seinen Reisen malt Wolfgang Wegener Bilder, die aus der Fremde erzählen aber dennoch sofort vertraut sind, weil bei jedem das gleiche Anliegen steht: Natur und Umwelt zu erkunden, in ihrer Einmaligkeit, Verletzbarkeit, denn nichts, was wir heute so sehen, muß morgen noch so sein: das mongolische Flußtal etwa oder das kleine weiße Stationshaus, einsam in der Sonne Kastiliens.


Benno Pludra, 1992


über sich selbst:

Meine ersten Landschaftsbilder habe ich in Mecklenburg gesehen. Seit ich versuche, mir innerhalb von vier Ecken Bilder von dem zu machen, was um mich herum und mit mir geschieht - aus Begegnungen und Begebenheiten, aus Verlorenem und Weiterbestehendem - letzten Endes wurden fast immer Landschaften daraus.

Die Spannung zwischen Übereinstimmung und Widerspruch, der scheinbare Stillstand, in dem sich Weiterbewegung schon vorbereitet, die Freude, längst erwartete visuelle Ordnungen wiederzufinden, und die Neugier auf das, was bei der Arbeit daraus entsteht - davon gehe ich aus. Wie kann man Stille sichtbar machen? Noch kommen Gegenbilder und Hoffnungen aus der Landschaft.
Landschaft kann Erinnerung bewahren und Erinnerung wird für mich zu Landschaft.


Wolfgang Wegener, 1993

Ostseezeitung:

Wenn man länger vor diesen Bildern steht, tauchen aus einem scheinbar diffusen Schleier die leuchtenden Farbtöne auf und auch die Bildgegenstände. Dieses langsame Werden eines Bildes erst bei der Betrachtung hat etwas Frappierendes. Wegener durchsetzt die Grautöne so mit verhalten leuchtenden Farben, daß schließlich Grau zur Farbe wird und das Gemälde zu einem Farbereignis. So ein Bild ist keine Wiedergabe irgend eines Landschaftsausschnittes - obwohl manche Werke durchaus ihren bestimmten "Ort" haben - sondern zuerst ein Stück Malerei. Und zum zweiten ist es immer noch kein Abbild, sondern eher ein Sinnbild für ein tiefes Erleben von Natur. Wegener will den Grundcharakter einer Landschaft auf die Spur kommen, deshalb die immer wieder neuen Anläufe. Er ist in Teterow aufgewachsen, der See dort prägte seine Kindheit, jetzt lebt er im Havelland wieder am Wasser. Also Ausblicke auf´s Wasser, seit Jahrzehnten läßt ihn das nicht los.


Dr. Klaus Weidner, 1999

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